Ein Ingenieur betrachtet das Hologramm eines Bauteils über eine AR-Brille

Ein Ingenieur betrachtet das Hologramm eines Bauteils über eine AR-Brille (Quelle: Teamviewer)

Auf seinem Weg zum AR-Experten hat Teamviewer in den letzten Jahren einige Zukäufe getätigt. Der größte war die Übernahme von Ubimax, Softwareanbieter für Datenbrillen, im Jahr 2020. Das Bremer Unternehmen brachte die Software-plattform Ubimax Frontline ein, die nun unter Teamviewer Frontline vermarktet wird. Sie soll Mitarbeitende unterstützen, die außerhalb des Büros und fernab von Schreibtischen arbeiten – zum Beispiel in der Intralogistik, der Montage oder der Fertigung. „Wir möchten damit die tägliche Arbeit der Werker so modifizieren, wie es Microsoft Office für Büroangestellte getan hat“, verdeutlicht Dr. Hendrik Witt, Chief Product Officer bei Teamviewer. Dabei sollen sich die maßgeschneiderten AR-Lösungen den Anforderungen der Industriekunden anpassen, um die Herausforderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in verschiedenen Anwendungsfällen zu meistern.

Die Firmenphilosophie

Das Unternehmen Teamviewer wurde 2005 in Göppingen gegründet. Über seine Konnektivitätsplattform ermöglicht es das Unternehmen, aus der Ferne auf Geräte aller Art zuzugreifen, sie zu steuern, zu verwalten, zu überwachen und zu reparieren – von Laptops und Mobiltelefonen bis zu Industriemaschinen und Robotern. Nach eigenen Angaben wurde die Software von Teamviewer bis heute weltweit auf mehr als 2,5 Mrd. Geräten installiert. Mit seinen weltweit rund 1.500 Mitarbeitenden haben die Softwareexperten 2021 einen fakturierten Umsatz von ca. 548 Mio. € erwirtschaftet.

„Der Name Teamviewer ist in vielen Köpfen heute noch immer mit Fernzugriff verknüpft. Mit Frontline bieten wir bereits seit Längerem eine Softwareplattform, auf der unser AR-Angebot gebündelt ist“, sagt Dr. H. Witt. Optimale Hardware-Basis bildet dabei eine AR-Brille. „Sie ist ein vollständiger Computer mit geringerer Leistungsfähigkeit, aber mit Konnektivität, Sprachsteuerung, Kamera, Bluetooth, Audio, Wifi, CPU, Gläsern in bestimmten Sehstärken usw. Am Ende ist es aber wie so oft die Software, die den Unterschied macht. Erst sie ermöglicht es, das volle Potenzial zu erschließen“, berichtet er weiter. Als solches nennt er konkret das freihändige Abrufen von Informationen, den Zugang zu Echtzeitdaten sowie weniger Fehler und besserer Leistung der Mitarbeitenden.

Für unterschiedliche Aufgabenbereiche stehen in Frontline verschiedene Module bereit:

  • xPick: Manuelle Kommissionierung, In- & Outbound-Logistik, Inventur & Sortierung;
  • xMake: Montageanleitung, Qualitätssicherung, Ausbildung;
  • xInspect: Wartung & Service, angeleitete Fehlersuche und -diagnose;
  • xAssist: Remote Support Service & After Sales Training sowie
  • Frontline Spatial: Eine Lösung zur Virtualisierung von Objekten und Anleitungen, damit diese später in den zuvor beschriebenen Workflows und Spatial Workplace nutzbar sind.

KI meets AR

Im Mai dieses Jahres hat das Unternehmen die Software „AiStudio“ präsentiert. Mit ihr können KI-Funktionen in Augmented-Reality-Workflows integriert werden, um Prozesse mit automatisierten Überprüfungen zu verbessern. Mit dem selbstlernenden Algorithmus lassen sich KI-Modelle für die Bild- und Objekterkennung trainieren. „Die Kombination von KI-Funktionen und AR-Workflows ist für uns der nächste logische Entwicklungsschritt. Komplexe manuelle Prozesse mit selbstlernenden Algorithmen anreichern zu können: Das ist ein echter Gamechanger für Digitalisierungsprojekte und schafft einen unmittelbaren Mehrwert für unsere Kunden. Mit der KI können etwa verschiedene Überprüfungen automatisiert werden – die Fehleranfälligkeit manuelle Prozesse lässt sich so auf nahezu Null reduzieren“, sagt Dr. H. Witt.

Globale Kunden aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie wie NSF haben bereits an einem Early-Access-Programm von „AiStudio“ teilgenommen. Die Unternehmen haben dabei KI-gestützte Schritt-für-Schritt-Anleitungen beispielsweise für die Qualitätssicherung und für die Arbeitsplatzsicherheit entwickelt. Zu den erprobten Anwendungsfällen gehören zum Beispiel die automatisierte Überprüfung, ob bei der Lebensmittelzubereitung die Hygienehandschuhe richtig getragen werden, oder die Überprüfung der korrekten Kommissionierung in der Lagerlogistik. Weitere Szenarien reichen von der KI-gestützten Erkennung beschädigter oder falsch montierter Produkte bis hin zur automatischen Erkennung von Industriemaschinen und der anschließenden Einblendung der notwendigen Wartungsschritte über die AR-Brille.

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