Bild von Hannes Niederhauser, CEO der Kontron AG

Hannes Niederhauser, CEO der Kontron AG: „Unser Ziel ist die Transformation hin zum reinen IoT-Player.“ (Quelle: Kontron)

Herr Niederhauser, vor rund fünf Jahren haben Sie die Fusion von Kontron und S&T verkündet. Seitdem standen die Zeichen auf Wachstum. Bitte geben Sie zunächst einen kurzen Einblick in die aktuelle wirtschaftliche Situation und inwieweit Lieferengpässe, Chip-Knappheit usw. Ihr Geschäft aktuell beeinträchtigen.

H. Niederhauser: Die Kontron-Gruppe ist in der Tat in den letzten Jahren sehr stark gewachsen. Mit der Übernahme der ­damaligen Kontron wurde der Umsatz fast verdoppelt, weitere Akquisitionen folgten. Ergänzt um organisches Wachstum in unseren Märkten wuchs unser Umsatz auf 1,342 Mrd. € im Geschäftsjahr 2021 an. 

Unsere Auftragslage ist weiterhin sehr gut und die Wachstumsaussichten im IoT-Bereich sind hervorragend. Allein im zweiten Quartal lag der Auftragseingang bei 405 Mio. € und damit zum sechsten Mal in Folge deutlich über dem erwirtschafteten Umsatz sowie über Plan – auch das dritte Quartal folgte diesem Auftragstrend. Die starke Nachfrage nach Produkten und Lösungen der Kontron-Gruppe bestätigt die gute Marktposition des Konzerns. Der erfreuliche Auftragseingang und die hervorragenden Wachstumsaussichten werden ­getrübt durch die weiterhin beeinträchtigten Lieferketten. Mit erhöhten Lagerbeständen konnte die Kontron dem entgegenwirken. Der Wert an überfälligen Aufträgen belief sich zum 30. Juni 2022 dennoch auf 127 Mio. €. Wir gehen – auf Basis kontinuierlicher Verbesserungen am Beschaffungsmarkt – davon aus, einen Großteil dieser Aufträge im Geschäftsjahr 2022 ausliefern zu können. 

Auf der embedded world im Juni hatten Sie bereits die Fokussierung Ihres Unternehmens auf die Marke Kontron, konkret die „Rückfirmierung“ auf Kontron, bekannt gegeben. Bitte erläutern Sie die Hintergründe dazu noch einmal kurz. 

H. Niederhauser: Die Umfirmierung der Gesellschaft erfolgt aufgrund der Fokussierung der Kontron AG und ihrer Betei­ligungen auf Technologien rund um das IoT. Diese werden bereits seit etlichen Jahren unter der Marke Kontron vertrieben. Die Kontron AG bietet ihren Kunden als multinationaler Technologieführer intelligente IoT-Lösungen auf einer Vielzahl von vertikalen Märkten, wie Smart Factory, Transport, Medizintechnik und Telekommunikation, an. Für die kommenden Jahre erwarten wir in diesen Bereichen starkes Wachstum. Mit dem IoT-Segment erwirtschaften wir bereits heute ca. zwei Drittel unseres Umsatzes. Bis 2025 streben wir eine ­Um­satzsteigerung auf 2 Mrd. € im margenstarken IoT-Geschäftsfeld an. Die Umfirmierung ist für die Kontron AG ein Schritt im Transforma­tionsprozess hin zum führenden IoT-Player.

Mitte August folgte der Verkauf des früheren S&T-IT-Services-Geschäfts an Vinci Energies. Bitte geben Sie einen kurzen Einblick, welche Services davon konkret betroffen sind. Ist die Marke „S&T“ Bestandteil des Verkaufs?

H. Niederhauser: Wie geplant, haben wir erhebliche Teile unseres Geschäftssegments IT-Services verkauft. Strategische Überlegungen haben dazu geführt, dass die in diesem Bereich in den Ländern Österreich, Rumänien und Ungarn tätigen Tochtergesellschaften im Moment nicht veräußert werden. Der Umsatz der verkauften Einheiten entspricht einem abgehenden Umsatz von 338 Mio. € bei einer Profitabilität von 41 Mio. € Ebitda (im Geschäftsjahr 2021). Für die Nutzung der Marke S&T wurde eine Übergangsregelung vereinbart. Vo­raus­sichtlich ab Ende 2023 soll die Marke S&T nicht mehr genutzt werden, das Recht an der Marke S&T verbleibt bei der Kontron AG. 

Sie hatten bislang als Ziel ausgegeben, bis 2023 die 2-Mrd.-€-Umsatzmarke erreichen zu wollen. Wie Sie ausführen, fallen durch den Verkauf des IT-Services-Geschäfts rund 340 Mio. € Umsatz weg. Was bedeutet das für Ihr langjähriges Umsatzziel und gibt es bereits Pläne für die Reinvestierung des Er­löses aus dem Verkauf?

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