Abbildung von Arbeiter

Die Smart Factory von Schneider Electric in Le-Vaudreuil wurde 2022 vom Weltwirtschaftsforum als Sustainability Lighthouse und damit für die technologiebasierten Verbesserungen ihres ökologischen Fußabdrucks ausgezeichnet. (Quelle: Schneider Electric)

Offene Automatisierung hat viele Facetten und Sichtweisen. „Bei uns geht es beim Thema Open Automation – oder wir nennen es Universal Automation – ganz klar darum, Grenzen zu durchbrechen. Denn: Erst dann wird es uns gelingen, die aktuellen Herausforderungen, wie Fachkräftemangel, Energieeffizienz, Ressourcenschonung oder Nachhaltigkeit in der Realität zu lösen“, ist J. Bethune überzeugt. Und als aktuelle Grenzen benennt sie die getrennten Welten IT und OT sowie die Kopplung von Software und Hardware. „Das heißt, wir müssen Software und Hardware voneinander entkoppeln. Außerdem müssen wir unsere Anlagen und Infrastrukturen so flexibel gestalten, dass es gelingt, schnell auf schwankende Nachfrage oder Krisen zu reagieren und jederzeit skalieren und modernisieren zu können. Und das geht aus unserer Sicht nur mit dem Ansatz, den beispielsweise die UniversalAutomation. org (UAO) vertritt“, bringt sie die Nutzerorganisation aus Herstellern, Anwendern, OEM und Forschungseinrichtungen ins Spiel, zu deren Gründungsmitgliedern Schneider Electric zählt. Unter den mittlerweile 91 Mitgliedern befinden sich beispielsweise BASF, ExxonMobil, Intel, Phoenix Contact, R. Stahl, HTW Berlin oder die JKU Linz. Die Non-Profit-Organisation hostet die Referenzimplementierung einer auf der IEC 61499 basierenden Runtime-Execution-Engine und stellt diese ihren Mitgliedern zur Verfügung. „Man kann sich das ähnlich wie ein herstellerunabhängiges Betriebssystem vorstellen: Die Runtime ermöglicht es, dass Hardware und Entwicklungsumgebung nicht länger herstellerspezifisch gekoppelt sind. Stattdessen kann Software wiederverwendet und von unterschiedlicher Hardware verschiedener Hersteller ausgeführt werden“, verdeutlicht J. Bethune. Auf diese Weise werden auch die Lebenszyklen von Hardware und Software entkoppelt. Sie weist zusätzlich darauf hin, dass die UAO den Mitgliedern keine Vorschriften hinsichtlich ihrer Automatisierungsgewohnheiten und -präferenzen mache. Stattdessen ginge es lediglich um die Entkopplung von Hard- und Software. „Alles Weitere liegt beim Anwender“, erklärt sie.

Damit wird die angesprochene Flexibilisierung von Anlagen erreicht. „Wenn für die Auswahl von Hardware nicht länger der Hersteller, sondern vor allem Funktionalität und Lieferbarkeit entscheidend sind, dann macht das Themen, wie Integration und Migration, natürlich deutlich leichter und ich kann bei weiteren Modernisierungen oder Erweiterungen viel flexibler agieren“, sagt J. Bethune. Außerdem würden sich, basierend auf dem Automatisierungsansatz der UAO, auch die Anlagen selbst wesentlich flexibler betreiben lassen. Denn mit der Entkopplung von Hardware und Software – sowie dem damit verbundenen Aufbrechen proprietärer Systemstrukturen – würde auch die Automatisierung (klassischerweise durch die Automatisierungspyramide repräsentiert) weniger starr. „So lässt sich auf Basis der gewonnenen Freiheiten zum Beispiel auch im Sinne der IEC 61499 – statt wie sonst üblich der IEC 61131-3 – automatisieren, bei der unter anderem ein eventbasiertes Ausführungsmodell sowie verteilte oder „Schwarm“-Intelligenz im Vordergrund stehen. Gerade für hoch wandelbare und modulare Anlagen, aber auch für softwaredefinierte Automatisierungskonzepte, werden hier völlig neue Voraussetzungen geschaffen“, berichtet sie weiter.

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