Vielfalt der Ecosysteme

Dr. Claus Bischoff

Dr. Claus Bischoff, CTO Lenze: „Für Lenze als mittelständischer Lösungsanbieter ist Open Automation ein wesentlicher Aspekt, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Die Zahl der Herausforderungen und Trends ist so groß, dass wir ihnen allein mit unseren Kernkompetenzen nicht optimal begegnen können. Das bedeutet erst mal einen Kulturwandel: Der Mittelstand muss sich öffnen – offen sein für
Zusammenarbeit, gerade auch mit Asien. Dort gehen viele Dinge schneller, Geschwindigkeit ist keine deutsche Stärke. Deshalb plädiere ich dafür, asiatische Kompetenz und Geschwindigkeit ins Unternehmen zu holen. Und eben auch dahingehend Offenheit zu leben.“ (Quelle: VDE Verlag)

Dr. Thomas Bürger

Dr. Thomas Bürger, Executive Vice President Automation Products & Solutions bei Weidmüller: „Für Weidmüller sind offene Technologien, Standardisierung und ebenso partnerschaftliches Zusammenarbeiten wichtige Open-Automation-Faktoren. Zentrale Bedeutung hat dabei für uns die Kundenperspektive. Denn letztendlich geht es darum, dem Kunden eine offene Plattform zu bieten, um für ihn Innovationsmöglichkeiten zu schaffen. Das ist aus unserer Sicht ein wesentlicher Treiber und Vorteil von Offenheit.“ (Quelle: VDE Verlag)

Dr. Tobias Frank

Dr. Tobias Frank, Vice President Automation Systems bei Phoenix Contact: „Mit PLC next Technology folgen wir dem Ansatz der Hardwareunabhängigkeit. Zudem ist es uns wichtig, dass der Anwender die Hoheit über die Software bzw. die Softwarearchitektur zurückerlangt. Applikationen werden komplexer. Unternehmen können nicht mehr alles allein realisieren, sondern müssen Domänenexperten hinzuziehen. Deshalb bedeutet Offenheit für uns Hardwareunabhängigkeit, Wiedergewinnung der Hoheit über die Softwarearchitektur, Portabilität und die Verwendung offener Schnittstellen.“ (Quelle: VDE Verlag)

Das Stichwort Ecosysteme wurde bereits genannt. Nahezu jeder Hersteller bringt mittlerweile sein eigenes mit. Doch inwiefern ist dies im Sinne der Anwender?

„Prinzipiell ist Vielfalt etwas Gutes. Denn so entsteht Wettbewerb unter den Ecosystemen, wovon der Kunde letztlich profitiert“, erklärt Dr. Heiner Lang, ehemaliger CEO bei Wago. Aus seiner Überzeugung wird sich das beste Ecosystem durchsetzen. Als Erfolgskriterien definiert er dafür: „Höchste Wirtschaftlichkeit, Produktivität sowie Effizienz.“ Als Ziel von Herstellern formuliert er, in dem besten Ecosystem vertreten zu sein. „Am Ende können sich also auch mehrere durchsetzen“, meint Dr. H. Lang und ergänzt: „Wir haben schon oft in der Automatisierungslandschaft gesehen, dass es eine Zeit lang dauert, bis der Markt das regelt.“

Aus Sicht von Dr. T. Frank können sich offene Systeme nur dann durchsetzen, wenn viele Externe das Ökosystem mitgestalten. „App-Entwickler werden nicht bereit sein, Lösungen für acht verschiedene Ökosysteme zu entwickeln. Sie werden uns immer wieder dazu auffordern, Standards einzuhalten.“ Als einen solchen De-facto-Standard nennt er Docker beziehungsweise OCI. „Diese Standards stammen größtenteils aus der IT und weniger aus der OT. Ich bin überzeugt, dass es am Ende zu einer Konsolidierung der Ökosysteme kommen wird“, so Dr. T. Frank. Prinzipiell geht auch er davon aus, dass Kunden die Vielfalt der Ecosysteme favorisieren. „So können sie sich aus unterschiedlichen Ökosystemen bedienen, um für ihre Lösungen stets das Optimum herauszuholen“, erklärt er weiter. Beispielhaft fügt er an: „Der Kunde wird sich die KI-Lösung vom besten KI-Experten holen, für Ethercat den besten Stack wählen und je nach Anforderung die beste Laufzeitumgebung aussuchen.“ Als Vergleich zieht er einen Lego-Baukasten heran, für den verschiedene Firmen unterschiedliche Lego-Bausteine entwickeln können – große, kleine, komplexe oder einfache. „Genau in diese Richtung müssen wir uns bewegen. Ich glaube nicht, dass es langfristig sieben oder acht völlig unterschiedliche Ökosysteme geben kann“, betont er noch einmal.

Für F. Kranert liegt es in der Natur der Sache – besonders bei so jungen Themen wie diesem –, dass es anfangs unterschiedliche Ansätze gibt. „Am Ende des Tages werden sich die Ecosysteme konsolidieren“, meint er und beleuchtet noch einen weiteren Aspekt: „Schon heute zeichnet sich ab, dass es für grundlegende Infrastrukturthemen wie App-Management gewisse Standards braucht. Aus solchen Standards entstehen Initiativen wie Margo, die darauf abzielen, mehr Einheitlichkeit zu schaffen. Das ist wichtig, weil davon letztlich alle profitieren.“ Er bekräftigt, dass der Konsens bei gemeinsamen Themen und Use Cases die Arbeit für alle Beteiligten erleichtert. Als gutes Beispiel dafür nennt er den Softwarebereich: „Wenn es eine App sowohl für Android als auch für iOS gibt, mag die Hülle für jede Plattform proprietär sein, aber der Kern der Software wird nicht zweimal geschrieben.“ Dr. T. Bürger ergänzt: „Neben dem Wettbewerb um die Ökosysteme – der uns innovativ und wettbewerbsfähig hält und aus meiner Sicht extrem wichtig ist – hat natürlich jeder Anbieter seine spezifischen Differenzierungsmerkmale. Das ist zum Beispiel bei manchen die Antriebs- und Motion-Technik, während es bei uns die IIoT-Technik ist.“ Diese bezeichnet er als spezifische Antriebsprofile, die im ersten Kundenkontakt einen entsprechend wichtigen und entscheidenden Faktor darstellen. 

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